Perspektivenwechsel – wir sind auf dem falschen Dampfer!
(Hinweis - Lesezeit 8 Minuten plus)
Fast unbemerkt und doch so wertvoll -
zwei Ausnahmen direkt im Hier und Heute...
In einer Zeit, da die Kleinen die Großen, die Minderheiten die Mehrheiten oder die Unbekannten die Namhaften mit teilweise aggressiven oder aufbauschenden Kampagnen in Grund und Boden stampfen, passiert an zwei anderen Stellen etwas ganz Besonderes – unbemerkt und doch so wertvoll.
Doch zurück zum Anfang!
Immer öfter werden Großprojekte von kleinen Bürgerinitiativen gestoppt, Einzelklagen gegen Großkonzerne Recht gegeben und große, globale Marken von kleinen Anbietern vom Markt gefegt. Der eine Wirtschaftsbereich klagt gegen Unternehmen aus einem anderen Ursprungswirtschaftsland und Weltkonzerne erfahren einen Shitstorm.
Sind wir so viel schlechter geworden – insbesondere in unserer Gesellschaft und im Unternehmertum? Sind die Großkonzerne und bekannten Marken skrupelloser als früher? Sind die Produkte so viel schlechter als früher? Wieso wackeln Großkonzerne mit ihrer Power heute viel häufiger als früher?
Die Globalisierung scheint vorbei, die Großen scheinen ausgedient und die Namhaften scheinen irrelevant zu werden.
Das Ziel im Fokus – die Emotionen und das Ego im Hintergrund
70.000 Menschen entscheiden darüber, ob 340 Millionen Menschen ein neues Handelsabkommen mit Kanada erhalten. Ist das Demokratie? Und was macht der kanadische Ministerpräsident? Er schimpft nicht etwa auf und über die EU und ärgert sich öffentlich über sie oder macht sie gar schlecht. Nein, er zeigt Geduld und Nachsicht, ohne dabei als weich und wenig staatsmännisch zu wirken. Wie schafft er das?
Fakten schaffen, die wichtig sind
Stiftung Warentest entscheidet darüber, ob ein Produkt ein Flop oder ein Top ist.
Aktuell beim Matratzenhersteller Muun, die von Stiftung Warentest nur mit „ausreichend“ bewertet worden sind, sind weder vor Gericht gezogen und noch haben sie eine einstweilige Verfügung erwirkt. Vielmehr haben sie eine Kampagne gestartet die aufzeigt, wie sich das Bewertungssystem rund um das „ausreichend“ zusammensetzt.
Und, was noch viel spannender ist, sie haben aufgezeigt, warum es nicht dramatisch ist, dass sie „nur“ ein ausreichend erhalten haben. Denn es gibt Kriterien, in denen die Matratze mit gut abgeschnitten hat und die zu den Kernleistungen einer Matratze gehören. Daher ist die vermeintlich schlechte Note eher zweitrangig, wenn die Informationen, aus denen sich die Note zusammensetzt, erklärt werden.
Den Gesamtwert im Blick – statt dem Kleinen nachgeben
Beide Situationen weisen doch etwas ganz Besonderes und Einmaliges auf.
In beiden Situationen hätten im ersten Moment die Emotionen hoch kochen können, da eine Ungerechtigkeit oder ein Unverständnis zum Vorschein kommt. Doch in beiden Situationen steht das positive, große Ziel im Fokus.
Kanada sieht den Vorteil in dem Handelsabkommen mit der EU. Für Kanadas Premier Justin Trudeau scheint das Positive und Wertvolle des Handelsabkommens über allem zu stehen. Dazu zählt der Zugang zu einem 340 Millionen Markt, dazu eine wachsende Verbundenheit mit steigenden, gemeinsamen Interessen und dazu zählt auch, gemeinsame Werte miteinander zu leben. Er ist sicherlich enttäuscht und auch die Geduld dürfte schwinden, doch er lässt es sich nicht anmerken. Für Kanada steht der Vorteil, das eigentliche Handelsabkommen und die Mehrwerte im Vordergrund.
Und genau darin liegt die Besonderheit. Während man bei den Wallonen eher den Eindruck gewinnt, sie wollen Macht in einer inländischen Auseinandersetzung demonstrieren, ist dies sowohl bei Muun wie auch bei Kanada nicht der Fall.
An dieser Stelle gibt es weitere Beispiele und eines darf ruhig genannt werden:
Die Dieselgate bei VW
Während in den USA großzügig Entschädigungen vorgesehen sind, ist in der EU bislang nur von Schadensbehebung die Rede. Doch schon kommt die EU, die es für ihre Bürger als ungerecht erachtet, dass Amerikaner hohe Abfindungen erhalten während die EU Bürger leer ausgehen soll, mit ähnlichen Forderungen.
An der Stelle darf die kritische Frage gestellt werden: Welchen spürbaren, messbaren Nachteil hat jeder VW-Dieselfahrer durch den Manipulationsvorfall erlitten? Haben die Autos mehr Benzin verbraucht und dadurch Mehrkosten verursacht? War das Auto langsamer und der Fahrer hat mehr Zeit investieren müssen? Ist einer der Insassen krank geworden und war krankgeschrieben, das einen Verdienstausfall zur Folge hatte? Nach aktuellem Wissen doch wohl nicht.
Mit diesen Fragen soll nicht die eigentliche Manipulation schöngeredet werden. Vielmehr soll aufgezeigt werden, dass wir an vielen Stellen das eigentliche Ziel aus den Augen verloren haben. Stattdessen denken und handeln wir lieber klein.
Grundgesetz der Natur
Es gibt in der Natur die Grundregel, dass jede Beschränkung zum Untergang oder zum Verschwinden einer Spezies führt. Dies gilt auch in der Wirtschaft, der Gesellschaft und allen anderen natürlichen und organischen Bereichen.
Eine Beschränkung auf Deutschland würde das Wachstum und den Erhalt der Menschen in unserem Land mit sich bringen. Im Zeitalter der Vernetzung und der Transparenz, um in wachsenden Bereichen mehr Sicherheit und Vertrauen aufzubauen, sind Beschränkungen, Minimierung und Regionalisierung der Feind des Daseins.
Es muss uns um das Grundziel Frieden und Wohlstand gehen – wirtschaftlich, unternehmerisch wie gesellschaftlich. Aus unserer Sicht muss das Ziel sein, den Nährboden für Frieden und Erfolg/Wohlstand zu sichern – in der Wirtschaft, in Unternehmen und in unserer Gesellschaft.
Was hat sich bei diesen Zielen im Vergleich zu vor 40 Jahren geändert?
Damals war Hitler noch allen allzu präsent und das Feindbild Nr. 1, was so nie wieder geschehen durfte. Heute ist es der IS, mögliche fehlende, soziale Gerechtigkeit oder das ein Unternehmen auch nur einen Hauch zu erfolgreich sein könnte.
Wie haben sich die Rahmenbedingungen für diese Gefahr verändert?
Es darf nicht gelten, dass mit Angst und Abschottung agiert wird. Vielmehr muss durch Gestalten und Verändern die Aufgabe gefüllt werden.
Motivation von Menschen
Es gibt zwei Grundsätze, die Menschen bewegen:
die Angst und die Leidenschaft für eine Sache, einen Gegenstand.
Schauen Sie sich um! Heute überwiegt „gefühlt“ der Teil der „Angstgetriebenen“ und weniger derer, die die bewusste Gestaltung für ein Ziel suchen.
Das Große und Ganze durchdacht
In der heutigen Zeit haben uns Amazon und Google voraus, dass sie das Große und Ganze sehen, in dem sie schon ein Teil sind und diesen Teil noch ausbauen wollen. Sie nutzen die gegebenen Aspekte, um sie um die Möglichkeiten von Morgen zu ergänzen. Für Ralf Kleber, Deutschlandchef von Amazon als Beispiel, ist klar, dass deren Kompetenzen die Infrastruktur ist. Doch wo ist Infrastruktur überall notwendig? Nicht nur im Vertriebskanal auch im Digitalkanal und das hat dazu geführt, dass Amazon mittlerweile ein großer IT-Cloud-Anbieter ist. Und die Frage der „Welt“ durchaus berechtigt ist, ob wir bald mit Amazon LTE im Internet surfen.
Es gibt viele solcher Beispiele, die freies, gestalterisches und neues Denken im Fokus haben, weil sie sich auf ein Gesamt-Ziel mit Unterzielen fokussieren.
Dies bedingt, dass der Weg dorthin so gewählt und gestaltet wird, dass das Erreichen eines Zieles möglich ist/wird. Es steht im Vordergrund. Hindernisse, Stolpersteine und Rückschläge hingegen werden nicht groß geredet und als Ausrede genutzt, seine Meinung zu ändern.
Oftmals blicken Unternehmen auf den Mitbewerber oder haben ein altes Bild von ihrem Angebot und ihrer Dienstleistung im Blick. Unternehmen, die sich nicht kontinuierlich weiterentwickeln, schrumpfen im Ziel und damit in der Vielfalt ihrer Möglichkeiten. Sie bekämpfen nur noch den Markt.
Die derzeitige, deutsche Automobilbranche ist ein perfekter Vertreten für die letztgenannte Darstellung.
Mut zum Gestalten
- Lernen wir doch wieder zu gestalten und nicht zu verwalten.
- Lernen wir wieder, die Veränderungen anzunehmen und das Beste daraus zu machen – gemeinsam.
- Lernen wir daraus, in der EU die Ziele des Friedens und des Wohlstands mit veränderten Inhalten zu gestalten.
- Lernen wir daraus, Ziele und Werte nicht einfach nur hinzunehmen und laufen zu lassen, sondern auch dafür zu kämpfen. Natürlich gilt es stets auch von Unternehmen Schaden fern zu halten.
Doch Rahmenbedingungen verändern sich. Und der Job eines Unternehmers und einer Gesellschaft ist darin zu sehen, das Beste für das Unternehmen und die Gesellschaft zu initiieren und zu gestalten. Und nicht mit einer Antihaltung Chance verspielen.
Werden wir aktiv – in Unternehmen und in der Gesellschaft
- Wenn es an positiven Aspekten fehlt, gehen wir auf die Suche danach.
- Wenn es an Möglichkeiten fehlt, schaffen wir Sie.
- Wenn es an Überzeugung und Leidenschaft mangelt, suchen wir sie.
Doch eines dürfen wir nicht tun, bei fehlenden Optionen zu leichtfertig aufgeben und anderen den Gestaltungsspielraum überlassen. Oder eine Angelegenheit ablehnen, weil sie uns gerade schlechter erscheint. Die ersten Glühbirnen leuchteten dunkler als Kerzenlicht. Die ersten Flachbildschirme waren pixeliger als Röhrenfernseher. Die ersten Speichersticks hatten minimales Speichervolumen und die ersten Autos fuhren gerade mal Schrittgeschwindigkeit.
Werden wir wieder Gestalter und nicht Zuschauer – werden wir Aktive statt Gelähmte – werden wir Chancenfinder statt Neinsager.
In der Startup-Branche lernen wir gerade, disruptive Innovationen zu schätzen. Warum lernen wir nicht, disruptive Anwendung für unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft anzuwenden. Werfen wir unsere großen, alten Denkschablonen über Board und nutzen die Möglichkeiten in unserer Wirtschaft, in unseren Märkten und vor allen Dingen in unserer Gesellschaft, das Alte durch das entwickelte und wertvolle Neue zu ersetzen. In kleinen Schritt, denn Rom wurde auch nicht auf einmal erbaut.
Ein Kommentar aufgrund der aktuellen Situation in unserem Leben - im Konflikt mit den Ansprüchen des Neuen Denken und den Möglichkeiten, die uns allen zur Verfügung stehen. Und besonders uns Unternehmern!
Unternehmerische Grüße,
Ihre
Nicole M. Pfefefr